SÜDWEST AKTIV


Geschenke nur ans Publikum
Handball-Derby: Mit dem 23:23 kann allein Langenau zufrieden sein



Im Griff hatten die Söflinger (in Rot) den Lokalrivalen maximal in der ersten Halbzeit: Dann befreiten sich die Langenauer und kamen zum 23:23. Foto: Rudi Apprich
 
Söflingen kann im Pfleghof einfach nicht gewinnen: Während die Langenauer das 23:23 gegen den Lokalrivalen fast wie einen Handball-Triumph feierten, ließen die Gäste ratlos die Köpfe hängen.
 
TINA ZANDER
 
Es war schon eine Spur mehr als Zufriedenheit, die sich bei Walter Feucht in der Halbzeit ausbreitete. Manche würden es Überheblichkeit nennen, die den Söflinger Vereinschef verlauten ließ: "Eigentlich müsste man den Jungs sagen: Macht ein bisschen langsamer!" Mit "den Jungs" sind seine Regionalliga-Handballer gemeint, die mit einem 16:12 in die Kabine gingen.
 
Voller Pfleghof, tolle Stimmung, kurze Anreise: Das alles möchte Walter Feucht auch in der nächsten Saison nicht missen. Und dafür wollte er der abstiegsgefährdeten HSG Langenau/Elchingen sogar einen Sieg gönnen. Sagte er. Selbst gegen das eigene Team: "So ein Derby wären mir zwei Punkte wert."
 
Doch nach der Partie war der TSG-Mäzen sichtlich erleichtert, dass seine Jungs beim 23:23 wenigsten einen Punkt mit nach Hause nahmen. Denn in der zweiten Hälfte lief bei ihnen nichts mehr, gerade mal sieben Tore brachten sie noch unter. "Ich bin ratlos", sagte Linksaußen Philipp Frey: "Wir können gerade nicht über 60 Minuten unser Programm abspulen."
 
Dabei hatte sein Team alle Trümpfe in der Hand. Besonders ab der 21. Minute, als HSG-Kreisläufer Jan Schaden die rote Karte sah. Ein Konter von Frey ging voraus, Schaden sprintete mit und berührte ihn. Frey gelang das Tor, strauchelte und fiel. "Obs gleich Rot sein musste? Zum Glück musste ich die Entscheidung nicht fällen", meinte der Söflinger. Schaden selbst sah die Sache so: "Er sprang ab und ist mit einem Fuß bei mir hängen geblieben." HSG-Trainer Hartmut Mayerhoffer betonte: "Das war eine verflucht harte Entscheidung." Selbst der TSG-Boss verstand die Rote Karte nicht: "Das musste nicht sein."
 
Wäre Langenau mit einer Niederlage aus diesem Derby gegangen, so hätte dieses Herausstellung sicher noch für viel Gesprächsstoff gesorgt. Aber nach dem Remis war die Aufholjagd Thema Nummer eins. Zu Recht. Die HSG kam mit einem völlig veränderten Gesicht aus der Kabine und machte klar, dass sie außer den Süßigkeiten zum Valentinstag für die rund 1000 Zuschauer keine weiteren Geschenke verteilen wollte. Die 6:0-Abwehr um Hartwig Schenk und Jörg Baresel ließ den Söflinger Rückraum nicht mehr schalten und walten, wie er wollte. Sie trieb Jan Behr und Co. zu Zeitspiel und unkontrollierten Würfen. "Wir mussten versuchen, unsere Deckung zu stabilisieren und die Fehlerquote im Angriff zu verringern", erzählte der HSG-Coach: "Das mit der Abwehr ist uns gut gelungen."
 
So waren Mayerhoffers Männer in der 36. Minute auf 17:18 dran, doch der erste Ausgleich der Partie fiel erst in der 49. (21:21). Fünf Minuten vergingen bis zum nächsten Söflinger Tor. Ein Abspielfehler folgte dem anderen, ein sinnloser Wurfversuch jagte den nächsten. Das tat nicht nur Jan Schaden auf der Tribüne weh: "Die schmeißen den Ball weg, wir schmeißen ihn weg. Wieder die, wieder wir. So etwas gibts doch gar nicht." Aber das Vertrauen darin, dass sein Team wenigsten einen Punkt holen und damit auf Platz 13 klettern sollte, verlor der Kreisläufer nie. Auch weil sein Freund Miro Ilic im TSG-Trikot einen schwarzen Tag erwischte: Außer durch zwei Zeitstrafen fiel der ehemalige Langenauer nicht auf.
 
Offenbar richtig sprachlos machte die zweite Halbzeit Söflingens Trainer Eckard Nothdurft. Während er am Samstagabend kommentarlos den Pfleghof verließ, war er auch gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Eher gute Nachrichten gab es von Axel Kromer, der sich am Knöchel verletzt hatte: Der Kreisläufer schloss gestern einen Bänderriss aus. Glück gehabt. Schließlich fehlt schon Philipp Eberhardt (Sehnenriss im Daumen).
 
Für Langenau (in Neuhausen/F.) und Söflingen (in Fellbach) stehen morgen Pokal-Aufgaben an. Aber wirklich wichtig ist das keinem. Vielmehr schauen beide auf den nächsten Regionalliga-Einsatz am 28. Februar. Wenn Langenau wieder um Punkte für den Klassenerhalt kämpft. Und Söflingen nach seiner Form aus der Hinrunde sucht. . .

 
 

Erscheinungsdatum: Montag 16.02.2009